Diversität im Team sichtbar machen, um in der Zusammenarbeit in den Flow zu kommen
Arbeitskultur-Rucksack
Wir tragen alle einen emotionalen Rucksack mit uns herum. Darin sind all unsere Prägungen gesammelt - gesellschaftliche, familiäre, berufliche und viele mehr. Im Berufsleben ist es der Arbeitskultur-Rucksack, in dem sich unsere Erfolgserlebnisse und Traumata im Zusammenhang mit Zusammenarbeit befinden.
Sich über den eigenen Arbeitskultur-Rucksack und den der anderen nicht bewusst zu sein, verursacht unnötige Missverständnisse.
Den Rucksack auszupacken bedeutet, anderen zu zeigen, was uns für die Zusammenarbeit wichtig ist.
Wenn sich alle Teammitglieder in ihrer Diversität wahrnehmen, können sie auf ihre individuellen Flow-Bringer und Flow-Bremser eingehen. Deswegen erhältst Du im letzten Abschnitt dieses Artikels einen Workshop-Leitfaden, damit Du einen Workshop geben kannst, der Dein Team dazu bewegt, die Team-Kultur flow-bringend selbst zu gestalten.
Zurück zum Rucksack…..
Arbeitskultur-Rucksack
Oft denken wir, dass es genau einen Weg gibt, miteinander zu arbeiten, doch dieser Weg ist der eigene Weg.
Dies vermuten so gut wie alle, wodurch die vielen verschiedenen Überzeugungen, Haltungen und Vorgehensweisen miteinander konkurrieren. Durch die aufkommenden Reibungen sind wir dann mehr damit beschäftigt, den Schaden von Zusammenstößen zu beseitigen, als an den Dingen zu arbeiten, die wir gemeinsam kreieren wollen.
Was uns im Team oder in der ganzen Organisation leitet, ist die sogenannte Arbeitskultur. Darunter fallen: Gemeinsame Werte, Haltungen und Verhaltensweisen. Sie haben einen erheblichen Einfluss darauf, wie wir handeln und Entscheidungen treffen.
Eine Arbeitskultur ist immer vorhanden. Sie entsteht wie von selbst, wodurch sie nicht klar definiert ist und meistens ist sie nicht die Kultur, die wir haben möchten. Dennoch dominiert sie alles andere, was wir tun und werden täglich von ihr mitgerissen. Wenn die Arbeitskultur nicht das unterstützt, was wir erreichen möchten, dann werden wir unser Ziel nie erreichen.
Damit die Arbeitskultur zu unseren Werten, Strategien und zu den Zielen der Organisation passt, muss die Arbeitskultur explizit gemacht werden. D.h., dass sie gemeinsam und eindeutig beschrieben werden muss.
Flow-Fact
Natürlich reicht das Beschreiben allein nicht aus. Die Arbeitskultur muss dann gemeinsam umgesetzt und gestaltet werden. Je genauer und klarer die Kultur bestimmt wird, die das Team haben möchte, desto besser wird der Flow in der Zusammenarbeit sein und desto weniger wird es wegen unterschiedlicher Überzeugungen knirschen. Deswegen ist mein Flow-Tipp, an den Vereinbarungen zur Kultur dranzubleiben und sie drei- bis viermal im Jahr gemeinsam zu reflektieren.
Konkret übersetzt heißt das, dass Diversität im Team anspruchsvoll und zunächst auch mühsam ist. Auf den ersten Blick ist es anstrengend, dass alle anders ticken, denn dies bedeutet, dass sich die Teammitglieder die ganze Zeit miteinander synchronisieren müssen. Gleichzeitig ist Diversität ein großer Vorteil, denn Teams werden dadurch agiler und robuster.
Hier möchte ich die wichtigen Vorteile von Diversität im Team als Flow-Bringer benennen:
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Durch verschiedene Perspektiven der Teammitglieder werden Fragestellungen ganzheitlicher betrachtet.
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Durch verschiedene Fähigkeiten kann das Team unterschiedliche Herausforderungen lösen.
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In unterschiedlichen Situationen sind verschiedene Charaktereigenschaften sehr wertvoll.
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Kann jemand etwas nicht gut, kann dies von einer anderen Person mit der “passenden” Stärke aufgefangen werden.
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Die Stärke einer Person kann in bestimmten Momenten zu einem Defizit werden. Dieses “Defizit” kann sich weiterentwickeln.
Anti-Flow-Fact
Das Team muss die Arbeitskultur selbst kreieren, da von “oben” aufgestellte Regeln entscheidende Nachteile haben:
Vorgegebene Regeln ermöglichen “nur” Wahlmöglichkeiten: Die Teammitglieder können sich entscheiden, ob sie sich den Regeln unterwerfen möchten oder ob sie dagagen rebellieren möchten. Beides bremst den Flow.
Eine Teamleitung kann die Bedürfnisse eines ganzen Teams nicht erfassen. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass die Teamleitung die Regeln an den eigenen Bedürfnissen festmacht.
Durch die Vorgabe von Regeln fehlt das gemeinsame Formulieren mit Worten, die alle verstehen.
Der Workshop, dessen Leitfaden ich Dir nachfolgend zur Verfügung stelle, liefert Dir einen riesigen Effekt, den es für die zukünftige Zusammenarbeit geben wird. Die Effekte sind:
Jeder lernt sich selbst und die anderen besser kennen.
Das Vertrauen untereinander wird gestärkt.
Im Alltag passieren weniger Irritationen.
Untereinander wird sich ohne großen Mehraufwand dabei unterstützt, mehr im Flow zu sein.
Workshop-Leitfaden
Der Workshop “Zusammenarbeit gemeinsam definieren” dauert ein bis zwei Stunden.
Die Anzahl der teilnehmenden Personen sollte nicht höher als fünfzehn sein. Du als Teamleitung kannst moderieren und mitmachen.
Einstieg
Pro Frage schreiben alle zwei bis drei Antworten - auf je ein Post-it. Insgesamt gibt es drei Fragen. Wenn alle fertig geschrieben haben, lesen alle ihre Antworten vor und alle hören aufmerksam zu. Es findet keine Dikussion und kein Kommentieren statt.
Die drei Fragen lauten:
Was brauchst Du, um bei der Arbeit im Flow zu sein?
Was reißt Dich aus dem Flow/bremst Dich bei der Arbeit?
Was wären für Dich sinnvolle Abmachungen im Team, damit alle gut arbeiten können?
Priorisierung der Bausteine durch Clustern
Schritt: Alle Post-its werden lesbar ohne Reihenfolge angeordnet.
Schritt: Alle lesen sich die post-its durch. Mithilfe von Klebepunkten punktet jeder das Post-it, das ihn/sie anspricht. Es kann sein, dass die Teammitglieder großzügig ihre Punkte verteilen.
Schritt: Es empfiehlt sich, in einer zweiten Runde mit Punkten (anderer Farbe) auf 10 bis 20 Post-its zu reduzieren.
4. Schritt: Clustern: Die am höchsten bewerteten Post-its werden nebeneinander angeordnet. Themen-Postits werden non-verbal gemeinsam erstellt (Welche Post-its gehören zusammen?). Alle sind aufgerufen mitzumachen (ohne zu sprechen) und jederzeit wieder ein Post-it zu verschieben.
5. Schritt: Es wird über die entstandenen Themen gesprochen. Die einzelnen Teammitglieder werden aufgefordert ihre Gedanken zu berichten.
6. Schritt: Dieses Mal bekommen alle Teammitglieder drei Klebepunkte und verteilen dorthin, wo es am wichtigsten ist. Mit den vier bis sechs Cluster-Themen geht der Workshop weiter.
Sätze ausformulieren
Jetzt müssen Sätze aus den Elementen des Clusterns ausformuliert werden. Die Sätze sollten mit einem “Wir” beginnen. Jede Person formuliert schrifltich einen Vorschlag für einen der vier oder sechs Cluster.
Das Ziel ist, dass jeder Cluster zwei mögliche Formulierungen hat. Sie sollten sichtbar für alle sein.
Für jede Formulierung findet ein Entscheidungsprozess statt. Dieser Prozess kann wieder mithilfe von Klebepunkten stattfinden.
Workshop-Ende
Die Formulierungen mit den meisten Punkten werden nun übereinander angeordnet und alle nacheinander vorgelesen, so dass alle Sätze gehört werden. Jede Formulierung kann noch verändert werden. Wenn alle mit den neuen Formulierungen einverstanden sind, wird die Reihenfolge besprochen.
Am Schluss werden die fertigen Sätze auf einem Flipchart notiert, was von allen unterzeichnet wird. Damit ist die Definition der Zusammenarbeit besiegelt.
Nach dem Workshop sollte die Definition allen zur Verfügung gestellt werden und -wie bereits oben erläutert- drei- bis viermal im Jahr gemeinsam reflektiert und ggf. angepasst werden. Das Ziel ist es, dass Dein Team die selbst definierte Teamkultur umsetzen kann.
Öffnung des Herzens
Wie Du erahnst, kombiniere ich diesen zunächst “verkopften” Workshop mit Verkörperungen, die Du auf unterschiedlichen Beiträgen von mir einsehen kannst. U.a. hier: https://www.learningteams.de/blog/a5jtpusdtd6nl7vt9qjvfqalgbxrse
Mein Flow-Tipp ist, Körper und Kopf miteinander zu kombinieren, denn die Kombination eignet sich ideal, um die Teamkultur nachhaltig positiv zu verändern.
PS: Ich bin Anwenderin des o.g. Workshops und kann dessen Umsetzung sehr empfehlen. Solltest Du den Workshop selbst durchführen wollen (Habe Mut und Vertrauen!), empfehle ich Dir folgendes Buch dazu: "Nadja Schnetzler, Laurent Burst: “Zusammenarbeit im Flow. Wie Du mit 10 praxiserprobten Werkzeugen erfolgreich Flow ins Team, in Projekte und ins Unternehmen bringst.”